Verbindungslinien Februar// Rücktritt

Kardinal Marx tritt zurück, die Liaison zwischen Jürgen Klinsmann und der »Alten Dame« Hertha BSC endet nach nur wenigen Monaten, Annegret Kramp-Karrenbauer zieht sich zurück, Thomas Kemmerich macht erst einen historisch unmoralischen Vorstoß, dann den Rückzieher, der Ostbeauftragte der Bundesregierung Christian Hirte wird gerücktrittet, Großbritannien erlebt neben dem endgültigen Brexit den royalen Rücktritt von Harry und Meghan. Kaum ist das neue Jahr drei Monate alt, hat der Rücktrittstrend Konjunktur – und wird zum Anlass für einen neuen Hauptbahnhof. Wer sich zurückzieht, hat offenbar alle Alternativen sondiert und entscheidet anhand bestimmter Prämissen des Scheiterns und Gelingens, welche Kommunikation nun verlangt wird. Womit sich unser Schienennetz rund um den Verkehrsknotenpunkt wie von selbst anlegte: Kommunikation, Scheitern, Gelingen und Alternativen.

Welche Verbindungslinien ranken sich also um das Phänomen des Rücktritts? Gibt es »den Besten« (Gert Heidenreich) für ein Amt oder verlangt die moderne Gesellschaft den Allrounder im Sinne des zu »lobenden Mittelmaßes« (Eva Demski)? Wie kann es in der aktuellen Medienlandschaft überhaupt irgendwem gelingen, ein Scheitern zu verhüten, immer umgeben von »kommunikativen Säuen« (Markus Baumanns, Torsten Schumacher), die durch Unternehmen und Dörfer getrieben werden, und dem allgegenwärtigen »Hohlsprech-Prinzip« (Hans Hütt)? Wäre im Kreuzfeuer der Shitstorms im Netz viel eher das Scheitern das neue Gelingen? Ganz im Sinne des Volkes, dem man vertrauen muss (Frank Siren)? Auch wenn vor allem auf politischer Bühne Scheitern und Gelingen hochgradig perspektivenabhängig sind und der »Ausnahmezustand sowieso schon zum Normalfall« geworden ist (Armin Nassehi)? Wie organisiert man die Krise (Jasmin Siri)? Kann man auch Gelingen organisieren oder nur die Scherben aufsammeln? Wer sagt, wann etwas gelingt? Gäbe es Alternativen or is there no such thing (Astrid Séville)? Alternativen für den Rücktritt? Den Rücktritt vom Rücktritt? Wer muss eigentlich zurücktreten im ständigen »Kampf der Egos« (Sibylle Anderl)? Und was kommt danach? »Die Heldendämmerung« (Karl Markus Michel) auf dem »Marktplatz Berlin« (Renée Zucker)?

Wir laden Sie ein, ein wenig vom Alltag zurückzutreten, den verschlungenen Pfaden des Februar-Fahrplans zu folgen und aktuelle Kursbuchtexte und Essays aus dem Archiv zu entdecken.

 

Die Artikel aus dem Februar-Fahrplan im Kursbuch-Archiv:

Claus Leggewie – Die Mittelstürmer. Über die Lage(r) der Union (89)

Martin Pollack: Nach der Befreiung (100)

Renée Zucker: Marktplatz Berlin (102)

Karl Markus Michel: Heldendämmerung (108)

Ulrich Eisel: Die Schuld, die Heuchelei, die Korruption (109)

Bernd Wagner – Anti-Klage (109)

Tilmann Spengler: Vor dem Fall (110)

Eva Demski: Plädoyer für die Mittelmäßigkeit (116)

Christian Semmler: Der Weg ins Freie (116)

Frank Siren: Dem Volk trauen (117)

Armin Nassehi: Der Ausnahmezustand als Normalfall (170)

Jasmin Siri: Die Krise organisieren (170)

Gert Heidenreich: Der Beste (171)

Gesa Lindemann: Mann und Frau (173)

Konrad Paul Liessmann: Lechts und rinks (173)

Michael Zöller: CDU wählen? (174)

Julian Nida-Rümelin: SPD wählen? (174)

Dirk Lüddecke: FDP wählen? (174)

Ralf Fücks: Grüne wählen? (174)

Rainer Rilling: Die Linke wählen? (174)

Irmhild Saake: Alles wird ethisch (176)

Hans Hütt: Das Hohlsprech-Prinzip (191)

Markus Baumanns, Thorsten Schumacher: Schon wieder eine Sau (191)

Jagoda Marinić: Das Land der Vielen (194)

Astrid Séville: There is no Alternative (194)

Gregor Maria Hoff: Kirche zu, Problem tot (196)

Robert Habeck: »Das Grüne ist die neue Normalität« (197)

Wolf Lotter: It´s your economy, stupid! (197)

Sibylle Anderl: Kampf der Egos (199)

Jasmin Siri: Revoluzzer, Lampenputzer (200)

Peter Felixberger Montagsblock 58

Peter Felixberger Montagsblock 74

Armin Nassehi Montagsblock 101