Verbindungslinien April // Solidarität

Wie sehr das Entstehen, das Ausbilden und Festschreiben – die gesamte Konstitution – einer irgendwie gearteten Form eines Ichs von der Gegenüberstellung eines Du abhängt, lässt sich in der Philosophiegeschichte weit zurückverfolgen. Spätestens mit der Ausbildung der Psychoanalyse war klar: Den Fremden trägt das Selbst in sich. Weshalb es keinen Sinn machen würde, ihn zu bekämpfen, sich ihm entgegenzustellen.

Das Fremde, das Andere, das Du ist Teil des Selbst – eingerahmt und aufgesogen in einem euphonischen (oder kakophonischen?) Wir. In unserem Alltag, der die vergangenen Wochen so grundlegend durcheinandergewirbelt wurde, werden wir auf dieses Wir zurückgeworfen. Es komme auf jeden Einzelnen an, sagen sie, die KanzlerInnen aller Länder, und appellieren an das Solidaritätsempfinden des Ichs, des Du, des Wir. Grund genug, die Fahrkarte im April dem Knotenpunkt der Solidarität zu widmen. Folgen Sie den Verbindungslinien zwischen Ich, Du, Wir, Sie und entdecken Sie alle Essays in unserem Kursbuch-Archiv.

Die Artikel aus dem April-Fahrplan im Kursbuch-Archiv:

Harald Wieser: Arbeiterkinder und Solidarität. Zur widersprüchlichen Bewusstseinsentwicklung des proletarischen Kindes in der Familie (34)

»Warum ist Solidarität so schwierig?« Protokoll eines Gesprächs mit drei Arbeitern von Helga Reidemeister (37)

Valentin Braitenberg: Der Wurm im Ich (95)

Uwe Wesel: The pursuit of happiness. Von den Verheissungen der Demokratie (95)

Otto Kallscheuer: Pfingsten 2035 (100)

Ivo Banac: Die Nationalitätenfalle (102)

Claus Leggewie: Solidarität – Warum sie nicht funktioniert und trotzdem klappt (104)

Sibylle Tönnies: Auch ich. Goethe (115)

Eva Demski: Plädoyer für die Mittelmäßigkeit (116)

Friedrich Wilhelm Graf: Dient Religion dem guten Leben? Ein Plädoyer gegen jede Selbstverabsolutierung (172)

Katharina Greifeld: Meine Gesundheit gehört mir! Lokale Menschenbilder und Medizin in der globalisierten Welt (175)

Elísio Macamo: Vorsprung durch Aufklärung. Ein Märchen, an das Europäer nach wie vor glauben (179)

Georg von Wallwitz: Der große Schwund. Warum das Loslassen nützlich ist (179)

Erich Weede: Freiheit impliziert Ungleichheit… Ungleichheit impliziert Ansporn und Chancen (179)

Sabine Donauer: Ihr seid mir unheimlich. Von der Welt- zur Selbstoptimierung (181)

Anne Witzorek: Generation müsy. Der Rückzug ins Private ist gefährlich (181)

Julia Kristeva: Was ist ein Fremder? Anmerkungen einer energischen Pessimistin (185)

Wolfgang Schmidbauer: Fremd bleiben dürfen. Über die therapeutische Distanz (185)

Armin Nassehi: Nicht nur die Rechten. Warum die Moderne so anstrengend ist (186)

Wolfgang Schröter: Fluch des Mammons. Schicksal und Entscheidung in der Finanzkrise (187)

Franz Stadler: Ich und Ihr. Geschichte eines Rückzugs, dem wahren Leben nacherzählt (187)

Karsten Fischer: Der Wahnsinn von Jahrtausenden. Der kalte Frieden als Hoffnungsschimmer (188)

»Ich will ja gar nicht provokativ sein«. Matthias Lilienthal im Gespräch mit Armin Nassehi (194)

Stephan Rammler: Neonomaden, Shuttles, Cybertouristen. Die Zukunft des Wohnens in der digitalen Zivilisation (194)

Peter Felixberger: Achtung: Wahrheit! Gerechtigkeit als Semantikcontainer (189)

Irmhild Saake: Die Welt als Zoo. Über die soziale Reflexivität mit Tieren (197)

Armin Nassehi: Montagsblock 103