Zufrieden jauchzet Groß und Klein: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!

Als Ende 20-Jährige erleben wir die erstaunlichsten unfreiwilligen Zuschreibungen: Zur Generation Y sollen wir gehören, hinterfragend bis faul sollen wir deshalb sein und in Sachen Work-Life-Balance vor allem am Life, weniger am Work interessiert sein. Wenn Arbeit, so folgt gleich die nächste Zurechnung, dann müsse es bitteschön etwas Digitales sein, denn als Fast-Digital-Natives konnten wir ja unsere frühe Power-Rangers-Sozialisation schon über mobile Endgeräte erleben. Mit denen, weiter in den Kollektivvorwürfen, daddeln wir durch die U-Bahnen der Metropolen und kennen nichts vom Leben außer dem Gefühl des Unentschlossen-Seins. Ob all das stimmt, eruieren wir ein anderes Mal. Für den Moment fragen wir: Können wir nicht vielleicht aus all dem profitieren? Vielleicht entbindet uns eben jenes ewige Dazwischen-Dasein davon, eine zu leidenschaftlich einseitige Perspektive einzunehmen, gerade wenn es um die Debatte der digitalen Heimat geht.

 

In Kursbuch 198 streiten sich die Journalisten Dirk von Gehlen und Adrian Lobe, ob das Internet als Heimat-Konzept taugt, ob es das Potential in sich trägt, die Begriffssoftware dieses alten, eingeengt-dörflichen Konstruktes zu sprengen oder, ob nicht gerade seine grenzenlose Rastlosigkeit zum Gefühl des modernen Heimatverlustes führt. Wir sagen: Beides stimmt! Ganz im Sinne einer modernen Ambiguitätstoleranz plädieren wir in dieser Diskussion um Heimat und das Internet vor allem für das Aushalten von gleichzeitigen Wirklichkeiten: Egal, wo Menschen sich zu Hause fühlen, dort sind sie daheim.