Montagsblock /132

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Deutschland 2021. Ein kleines Land im Herzen Europas. Wirtschaftlich stark, politisch stabil, individuell überzeugend. Noch. Doch am Horizont zeichnen sich die Konturen großer Herausforderungen und Probleme ab. Bunt, schillernd, riskant, scharf, hart. Wissenschaftler, Unternehmer und Intellektuelle des Landes forschen bereits an neuen Impfstoffen, um auf die Gefahren der Zukunft besser vorbereitet zu sein und ihnen vorzubeugen. Von Herdenimmunität ist die Rede. Gegen Viruspandemien, Klimazerstörung, soziale Ungleichheit, Altersarmut, Wohlstandsverlust, Dieselautos, analoge Steinzeit, neurechtes Schwadronieren oder Volksverdummung.

Wer soll das alles stoppen? Es gibt vielleicht nur einen, den unbekannten Helden aus dem Kursbuch. FLXX. Im intellektuellen Untergrund debattiert man bereits, ob die FLXX-Zeitmaschine nicht in die Zukunft fliegen solle, um Keimproben und Thesenabdrücke aus der zukünftigen Wirtschaft, Politik und Alltagskultur mitzubringen. Momentaufnahmen aus den Wirklichkeitsbrüchen neuer Bedrohungen oder möglicher Krankheitsherde, aber auch aus den Chancenschaumkronen des späteren 21. Jahrhunderts. Auf deren Basis könnten neue Vakzine in der Gegenwart entstehen. Mit dem Ziel: Menschen und Systeme rechtzeitig zu impfen und zu schützen. Impfwiderstand zwecklos. Ready to go.

FLXX steht bereit. Rettung naht. Die FLXX-Zeitmaschine hebt ab. Ziel: 2060. Hinein in eine turbulente Reise. Durchrütteln, schweben, sanfte Landung in einem Hologramm auf dem Berliner Tempelfeld.

Zeitsprung: 26. August 2060. Ein warmer Donnerstagnachmittag. „Was für eine Stille hier!“ Farouk Abou Arbid, ein 68-jähriger libanesischer Werbegrafiker, und seine 20 Jahre jüngere deutsche Lebenspartnerin Iris Schulte genießen die Ruhe. Abseits des Berliner Stadtlärms. Berlin Tempelfeld. Viel Grün, Wanderwege, Tümpel und naturbelassene Wiesen. Ideal, um abzuschalten. Die beiden haben es sich auf ihren neuen, leicht biegsamen „Stress-ex“-Liegen gemütlich gemacht. Sie genießen die Spätnachmittagssonne, reden über die gute alte Zeit und wie sich ihre beiden so unterschiedlichen Biografien entwickelt haben. Farouk ist ein „Kreativer“, er kam als 23-Jähriger aus Beirut direkt nach Berlin, um Grafikdesign zu studieren. Seine Eltern hatten alle Ersparnisse in ihn investiert. Danach erste Jobs, „irgendwie bin ich in dieser wunderbaren Stadt hängengeblieben“. Er kennt die Berliner Agenturszene in- und auswendig, hat viel erlebt. Er war Texter, Konzeptioner, Art Director. Immer auf Achse, immer am Puls der Zeit. Mit Aufträgen aus aller Welt, und trotz hartnäckiger Konkurrenz hat er sich bis heute behaupten können. Mal festangestellt, dann wieder freiberuflich unterwegs. „Kein Wunder“, sagt er, „Berlin ist einfach ein kreatives Pflaster. Eine Jobmaschine für die Kreativwirtschaft. Ganz ehrlich: Ich konnte mich hier entfalten wie kaum in einer anderen deutschen Stadt. Auch wenn ich zeitweise ohne Auftrag dastand. Ich hatte immer Vertrauen in diese Stadt.“ In der Tat: Jeder dritte Berliner Erwerbstätige ist mittlerweile in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Allein die Filmindustrie beschäftigt heute über 100.000 Mitarbeiter und ist in Europa führend. Dazu noch die Gaming-Szene, in der momentan über 20 Milliarden Umsatz erzielt wird. Übrigens mehr als alle Buch- und Zeitschriftenverlage miteinander, die nur noch eine mediale Randnotiz sind.

Farouk und Ilse blicken hoch. Im Hologramm etwa 200 Meter von ihnen entfernt landet die FLXX-Zeitmaschine. Ein kleiner, drahtiger Mann entsteigt der Kapsel. FLXX wäre jetzt genau 100 Jahre alt. Seit Tagen berichten die Medien darüber. Ein Spektakel. Ein 60-Jähriger hat sich knapp 40 Jahre in die Zukunft gebeamt. FLXX stellt sich den Medienvertretern, die ihn herzlich willkommen heißen …

Lesen Sie weiter im nächsten Kursbuch (ab 2. Juni) in der FLXX-Kolumne. Proteincodes, Hologramme und kaputte eBikes. Live-Berichte aus dem Jahr 2060. Am Ende wird unser Held einen völlig neuen Impfstoff aus der Zukunft mitbringen.