Montagsblock /203

Es genügt eine leichte Tendenz zum Genuschel, um der Verwechslung den Weg zu ebnen – einer Verwechslung, die im Denken vieler ohnehin bereits angelegt ist. Astronomie und Astrologie klingen sehr ähnlich und sind ohnehin nicht leicht auseinander zu halten. Zumal beide natürlich eine gemeinsame Geschichte besitzen, woran heute methodisch freilich nicht mehr viel erinnert. Wenn man das Glück hat, Astronom zu sein, gewöhnt man sich nach einiger Zeit schon fast daran, von anderen immer wieder im Kontext von Kristallkugeln, Pendeln und Horoskopen verortet zu werden, wenn man nicht schnell genug widerspricht. Früher dachte ich manchmal, dass diese Pseudo-Kompetenz vielleicht einmal mein Rettungsanker für harte Zeiten sein könnte, wenn ich als “promovierte Astrologin” viel Geld mit Zukunftsberatung verdienen könnte. Bislang ist die Notwendigkeit für solch einen Plan B (oder eher: Plan X) glücklicherweise nicht absehbar. Und doch muss ich gerade zu Beginn des Jahres oft daran denken, wenn viele Menschen versuchen, die Zukunft vorherzusagen und mit Wachsgießen oder Horoskopen aus Frauenzeitschriften die Silvesterparties humoristisch zu bereichern.

Vor einigen Jahren wäre es mir tatsächlich fast gelungen, einen Fuß in die Tür der Mainstream-Astrologie zu bekommen – unbeabsichtigt allerdings. Ich hatte eine Anfrage von einer Illustrierten erhalten, und daraus entwickelte sich das vielleicht merkwürdigste Kurzinterview, in dem ich bisher mitwirken durfte. Leider ist es in der ursprünglichen Form nie erschienen, das Fehlen astrologischer Kompetenz flog wohl auf. Aber als kleinen nachträglichen Neujahrsgruß an unsere Leser möchte ich es hier doch noch – mit angepasster Jahreszahl – teilen:

 

Weshalb Astrophysik?

Think big!

Unterschied Astronomie und Astrophysik?

Historisch geschah der Übergang von der Astronomie zur Astrophysik, als man im 19. Jahrhundert begann, die gesamte Physik und Chemie, die wir aus irdischen Laboren kennen, auf den Kosmos anzuwenden.

Inwieweit streifen Sie das Feld der Astrologie?

Meinen Vornamen Sibylle” habe ich von einer Gruppe griechischer Prophetinnen geerbt. Das ist alles.

Kann man vereinfacht sagen: Ohne Astronomie könnte es gar keine Astrologie geben?

Die Astronomie zeigt, dass sich die Sternbilder am Himmel in den letzten Jahrhunderten relativ zu unseren Jahreszeiten deutlich verschoben haben. Ein Phänomen, das Präzessionsdrift” genannt wird. Insofern bin ich eher unsicher, ob es Astrologie mit Astronomie überhaupt geben kann.

Glauben Sie an Sternzeichen/ Astrologie? Inwiefern?

Ich bin Schütze. Mir wurde mal gesagt, dass das eines der besten Sternzeichen ist. Da habe ich kurz an Sternzeichen geglaubt.

Inwiefern hat das Universum Einfluss auf unsere Gegenwart? !

Wenn das Universum nur ein kleines bisschen anders wäre, würde es uns nicht geben. Insofern hat das Universum durchaus Maximaleinfluss.

Ist Leben im Universum möglich?

Im Großen und Ganzen schlagen wir uns ja ganz gut.

Wünschen Sie sich etwas, wenn Sie eine Sternschnuppe sehen? Macht es Sinn, das zu tun?

Meistens wünsche ich mir in kalten Herbst- und Winternächten eine warme Decke. Ist aber selten in Erfüllung gegangen.

Wie viele haben Sie schon gesehen?

83 Sternschnuppen. Und weitere 37 aus dem Augenwinkel.

Was sind Sternschnuppen genau?

Sternschnuppen sind kleine Gesteins- oder Metallobjekte, die aus dem Sonnensystem auf die Erde treffen und beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen.

Was erwartet uns 2023? Ist das Universum gut zu uns? Sind gute Energien am Start? !

Viele Menschen werden zum Jahresanfang 2023, insbesondere in den Morgenstunden, Probleme mit der Umwandlung von potentieller in kinetische Energie haben. Zur Jahresmitte werden wir dann aber von der motivierenden Kraft elektromagnetischer Energie, insbesondere im optischen Wellenlängenbereich, profitieren. Auch 2023 ist das Universum wieder viel besser zu uns, als man eigentlich erwarten würde, warum das so ist, bleibt unklar.

Worauf freuen Sie sich?

Auf die 84. Sternschnuppe.

 

Sibylle Anderl, Montagsblock /203

09. Januar 2023