Montagsblock /124

Kurz nach Neujahr

Alles wieder auf 0 – und los geht’s. Eine wilde Achterbahnfahrt steht uns 2021 bevor. Jetzt in dieser Stunde sind erste Prognosen erlaubt. Deshalb haben wir uns das Jahr einmal näher angesehen: Ereignisse, Sensationen, Augenblicke und Haltepunkte. Hier in ungeordneter Reihenfolge, aber umso einschneidender.

  1. Nachdem sich Jens Spahn bei Medienterminen über 60-mal gegen Corona hat impfen lassen, bricht bei ihm eine bisher unbekannte Kontaktallergie gegen den restlichen CDU-Bundesvorstand aus. Zum ersten Mal bemerkt er sie nach einem Saunabesuch mit Friedrich Merz. Sein Körper ist übersät von juckenden Hautpusteln, die beim Kratzen kleine, stinkende Aerosole in die Luft freisetzen. Überall, wo Spahn fortan auftritt, wenden sich die Menschen mit spontaner Übelkeit ab. Angela beschließt, im Garten des Kanzleramtes ein kleines Seuchenhäuschen aus bei Vollmond geschnittenen Weidenzweigen zu bauen, die zuvor drei Wochen lang in Earl Grey-Bottichen gewässert und dann von Berliner Kitakindern eine Woche lang als Sohleneinlage in den Hausschuhen geknetet wurden. Spahn lebt im Kanzlergarten als Einsiedler bis in den Spätherbst, ab Sommer zusammen mit einem anderen Spontaneremiten, Prinz Charles, den ebenfalls eine rätselhafte Allergie überkommt, als er erfährt, dass Camilla einen Geronto-Sexratgeber mit den blühendsten Vorspielfantasien ihres Mannes plane. Der britische Originalverlag verschiebt den Erscheinungstermin.
  2. Christian Drosten ist weiterhin auf der Suche nach dem Ursprung des COVID-19-Virus. Anfang Mai lässt er alle Speisekarten chinesischer Schnellrestaurants im Allgäu beschlagnahmen. Der Algorithmus der Berliner Charité entlarvt daraufhin die Szechuansauce als Hauptverdächtigen. Drosten fliegt umgehend nach New York und erläutert der UNO-Vollversammlung seinen Verdacht: eine globale Saucinose habe zur Verbreitung des Virus geführt. Aerosole, die beim Kontakt mit Sauce und Reis entstehen, springen beim Einatmen über Mund und Rachen in den menschlichen Körper über. Das chinesische Staatsfernsehen tobt. Ein Nachrichtensprecher droht Drosten mit dem so genannten Szechuaning, einer uralten Foltermethode des chinesischen Geheimdienstes. Dabei wird der Kopf des Opfers solange in einen Szechuan-Topf gesteckt, bis er freiwillig per dreimaligem Klopfen auf den selbigen allen westlichen Speisen abschwört. Fernsehbilder zeigen, wie der deutsche BMW-Manager Jean-Kai Scheck nach der Prozedur sogar eine schwäbische Maultaschensuppe in den Gulli der Pekinger Stadtautobahn schüttet. Drosten bezieht seinerseits ab Oktober das Seuchenhäuschen im Berliner Kanzlergarten. Unterdessen bestellt Angela den chinesischen Botschafter ein und zwingt ihn, einen pürierten deutschen Sauerbraten vor laufender Kamera anzulachen. Die UNO-Vollversammlung wird erneut einberufen.
  3. Angela Merkel gibt bei Markus Pflanz bekannt, dass sie Kanzlerin bis an ihr Lebensende bleiben wolle. Sie gründet dafür einen eigenen TV-Sender „Anschelas Anstalten (AA)“, eine Illustrierte mit dem Titel „Puranschela“ sowie die neue Partei „Anschela für Deutschland (AfD)“. Quotenrenner im ersten Monat sind die Sendungen: „Händewaschen statt Essen. Die neue Anschela-Verzichtsdiät“ sowie „Reden für den heißen Brei. Anschelas neue Frühstückstipps“. Merkel schafft, was fast schon unmöglich schien. Die Deutschen bleiben zu Hause, jede(r) in seiner/ihrer Anschela’s World. Das Kinderlied „Die Anschela ist aufgegangen“ führt die Charts monatelang an. Außerdem erscheint der tausendseitige erste Band ihrer Autobiografie: „Anschela ist gekommen. Meine ersten sechs Monate“. Markus Söder schäumt und versucht verzweifelt, in Bayern eine Debatte um den Mauerbau in Ober- und Unterfranken anzuzetteln. Doch die Gegenkampagne aus den Merkel-Medien lässt nicht lange auf sich warten. „Weiche Anschela bricht den Stein“ wird als beste PR-Kampagne des Jahres ausgezeichnet. Im Seuchenhäuschen treffen aus der Berliner Spontiszene Klopapierrollen mit dem Konterfei Merkels ein. Spahn verwechselt es mit der Rotbäckchenfigur eines bekannten Saftherstellers und kommt fortan Anschela näher, als er es bisher zu ahnen wagte.
  4. Boris Johnson tritt den Beweis an, dass COVID 19 noch ganz andere Langzeitfolgen nach sich ziehen kann. Nachdem sich Schottland und Irland ab Mitte des Jahres im Sog des Brexits weigern, ihren Whiskey weiter nach England zu schicken, zieht Johnson mit einer Reiterbrigade in die schottischen Highlands, um die Abtrünnigen in die Schranken zu weisen. Am Vorabend der großen Schlacht hält Johnson auf einem Whiskeyfass stehend seine „Rede ans Großvaterland“. Auf dem gegenüberliegenden Hügel brüllt gleichzeitig ein brünftiger schottischer Hirsch: „Öööööööööö“. Die Kameras der BBC schwenken von Johnson in Richtung des Hirsches, welcher just und ausführlich seine Blase zu erleichtern beginnt. Johnson schreit verzweifelt: „Töröööööööö“. Was wiederum die kleine Covid 19-Restvirustruppe in seinem Körper auf den Plan ruft. Todesmutig wandern sie vom Lungenflügel in den Rachenraum bis auf die Zunge. Die Kameras halten weiter auf den Hirsch. Doch Johnson öffnet mit Trommelwirbel seines Ersten Vorreiters den Mund und ruft, wie es Braveheart ihn lehrte: „Der Herr sagt, mich kriegt er schon wieder hier raus. Aber er ist sich ziemlich sicher: Du bist im Arsch.“ Die BBC bricht umgehend die Liveübertragung ab. Der Hirsch verschwindet im Unterholz. Die englischen Reiter fliehen in Scharen. Im Seuchenhäuschen erbricht Prinz Charles aus heiterem Himmel.

Doch jetzt wieder zurück in die Gegenwart. Wir wünschen allen Freunden des Montagsblocks ein vielversprechendes neues Jahr. Mögen Sie gesund und munter bleiben und weiterhin standfest den Darmwinden des Naheliegenden widerstehen.

Ihr/Euer Peter Felixberger

  1. Peter Felixberger hat den Lockdown satt – man hört es den ersten vier Punkten irgendwie an. Er weigert sich, sich die ganze Zeit eingesperrt zu fühlen. Nach reiflicher Überlegung hat er deshalb Folgendes beschlossen: Nicht er ist im Lockdown, sondern der Rest der Welt im Lockout. Das macht es für uns nicht besser, aber es gibt uns die Gelegenheit, regelmäßig bei Peter nachzufragen, wie es in der neuen Normalität so aussieht.

Übersichtliche Grüße an alle und haltet guten Mutes durch,

Ihr/Euer Armin Nassehi

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