LongRead: Harro von Senger – Der Tiger vom Berg

Weisheit im chinesischen Alltag

Das Wort »Strategem« lässt unwillkürlich an das Wort »Strategie« denken und mag die Vermutung nähren, dass beide Wörter austauschbar seien. Beide Wörter sind aber auseinanderzuhalten. Unter »Strategie« sollte man in Anlehnung an den Wortgebrauch im Werk Vom Kriege von Carl von Clausewitz eine langfristige, grundsätzliche Planung verstehen, wobei auch auf das Wort »Taktik« hinzuweisen ist, das sich auf eine kurzfristige Planung, bisweilen im Dienste einer Strategie, bezieht.[1] Strategem dagegen bedeutet »Kriegslist«, »Kunstgriff«, »geschickt erdachte Maßnahme«.[2] Aus chinesischer Sicht können Strategeme, ob im Krieg, in der Politik, in der Wirtschaft oder im Alltag, sowohl strategisch als auch taktisch eingesetzt werden. Das ins Gesichtsfeld rückende Wort »List« hat einen etwas anrüchigen Klang – jedenfalls im Deutschen. Chinesische Wörter, die dem deutschen »List« entsprechen, haben eine neutrale, wenn nicht gar positive Konnotation. Deshalb ziehe ich es vor, von »Strategemen« zu sprechen, zumal mein Thema die List in China umkreist.

Ich benutze »Strategem« als neutral klingendes, keinerlei Negativfärbung aufweisendes Alternativwort für »List«. Was aber ist eine »List«? Eine Antwort liefert ein Zitat aus dem Duden:

»List, die: […] Mittel, mit dessen Hilfe man (andere täuschend) etwas zu erreichen sucht, was man auf normalem Wege nicht erreichen könnte: eine teuflische List […].« [3]

Das erste vom Duden präsentierte Beispiel einer Verwendung des Wortes »List«, nämlich »eine teuflische List«, bestätigt meine Aussage, wonach »List« vielfach in einen negativen Kontext gestellt wird. Den Blick richten möchte ich aber auf die vom Duden vermittelte Erklärung der Bedeutung des Wortes »List«. Vereinfacht gesagt ist »List« laut Duden eine schlaue, unorthodoxe, außergewöhnliche Problemlösungsmaßnahme, über die man verblüfft ausruft: »Auf so etwas wäre ich nie gekommen!« Was die Ergänzung in Klammern angeht, erkundigte ich mich bei der Dudenredaktion nach deren Bewandtnis und erhielt die Antwort, dass dadurch zum Ausdruck gebracht werden solle, dass die Täuschung kein Wesensmerkmal jeglicher List sei und dass es auch täuschungsfreie List gebe.

Insofern kann die Deutung der »List« aus dem Duden durchaus eine Brücke zur Definition im Chinesischen darstellen:

»Chu qi zhi sheng« (出奇制胜) bedeutet »Etwas Außergewöhnliches erzeugen und [so] den Sieg erringen«. Hervorgehoben als Kennzeichen von »List« wird auch in China der außergewöhnliche, unorthodoxe, aus dem Rahmen fallende Weg zum Erfolg. Von Täuschung ist keine Rede – woraus allerdings nicht der Schluss zu ziehen ist, dass aus chinesischer Sicht das »Außergewöhnliche« nicht auch auf Täuschung beruhen könne.

Die 36 Strategeme

Vor etwa 500 Jahren entstand in China eine Broschüre mit dem Titel Sanshiliu Ji Miben Bingfa, 三十六计秘本兵法, auf Deutsch 36 Strategeme. Das geheime Buch der Kriegskunst. Es besteht aus 38 Teilen, einem Vorwort, einem Nachwort und 36 Kapiteln. Jedes Kapitel besteht aus einer Kapitelnummer, also 1 bis 36, einer Strategem-Formel, also einer Kurzbeschreibung des jeweiligen Strategems, einer theoretischen Erörterung desselben und einer Wiedergabe von Beispielen der Anwendung des betreffenden Strategems in der chinesischen Geschichte. Wenn man nur die Kapitelnummern und die Strategem-Formeln übersetzt, ergibt sich die folgende »Listenliste«:

  1. »Den Himmel täuschend das Meer überqueren/den Kaiser täuschen [indem man ihn in ein Haus am Meeresstrand einlädt, das in Wirklichkeit ein verkleidetes Schiff ist] und [ihn so dazu veranlassen,] das Meer [zu] überqueren
  2. [Die ungeschützte Hauptstadt des Staates] Wei belagern, um [den durch die Hauptstreitmacht des Staates Wei angegriffenen Staat] Zhao zu retten
  3. Mit dem Messer eines anderen töten
  4. Ausgeruht den erschöpften Feind erwarten
  5. Eine Feuersbrunst für einen Raub ausnützen
  6. Im Osten lärmen, im Westen angreifen
  7. Aus einem Nichts etwas erzeugen
  8. Sichtbar die [verbrannten] Holzstege [durch die Gebirgsschluchten von Hanzhong nach Guanzhong wieder] instandsetzen, insgeheim [aber vor beendeter Reparatur auf einem Umweg] durch Chencang [nach Guanzhong] marschieren
  9. [Scheinbar unbeteiligt] die Feuersbrunst am gegenüberliegenden Ufer beobachten
  10. Hinter dem Lächeln den Dolch verbergen
  11. Den Pflaumenbaum anstelle des Pfirsichbaums verdorren lassen
  12. Mit leichter Hand das [einem unerwartet über den Weg laufende] Schaf [geistesgegenwärtig] wegführen
  13. Auf das Gras schlagen, um die Schlangen aufzuscheuchen [und dadurch in Erfahrung zu bringen, ob und wo im Gras Schlangen lauern]
  14. Für die Rückkehr der Seele einen Leichnam ausleihen
  15. Den Tiger vom Berg in die Ebene locken
  16. Will man [etwas] fangen, muss man [es] zunächst loslassen
  17. Einen Backstein hinwerfen, um einen Jadestein zu erlangen
  18. Will man eine Räuberbande fangen, [muss man erst] deren Anführer fangen
  19. Unter dem Kessel das Brennholz wegziehen
  20. Das Wasser trüben, um die [ihrer klaren Sicht beraubten] Fische zu ergreifen/Im Trüben fischen
  21. Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle
  22. Die Türe schließen und den Dieb fangen
  23. Sich mit dem fernen [Feind] verbünden, um den nahen [Feind] anzugreifen
  24. Einen Weg [durch den Staat Yu] für einen Angriff gegen [dessen Nachbarstaat] Guo ausleihen [um nach der Besetzung von Guo auch Yu zu erobern]
  25. [Ohne Veränderung der Fassade eines Hauses in dessen Innerem] die Tragbalken stehlen und die Stützpfosten austauschen
  26. Die Akazie schelten, [dabei aber] auf den Maulbeerbaum zeigen
  27. Verrücktheit mimen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren
  28. Auf das Dach locken, um dann die Leiter wegzuziehen
  29. Einen [dürren] Baum mit [künstlichen] Blüten schmücken
  30. Die Rolle des Gastes in die des Gastgebers umkehren
  31. Das Strategem der schönen Frau/Sex-, Korrumpierungs-Strategem
  32. Das Strategem der Öffnung der Tore [einer in Wirklichkeit nicht verteidigungsbereiten Stadt]
  33. 1. Das Agentenstrategem
    2. Das Strategem des Zwietrachtsäens
  34. Das Strategem des leidenden Fleisches/der Selbstverletzung
  35. 1. Das Ketten-Strategem
    2. Die Strategem-Verkettung
  36. [Rechtzeitiges] Weglaufen ist [bei sich abzeichnender völliger Aussichtslosigkeit] das Beste.«

Die 36 Strategeme spiegeln allgemein menschliches, listiges Verhalten wider. Es haftet an ihnen nichts spezifisch Chinesisches, es sei denn, ein Strategem weist auf ein chinesisches historisches Ereignis hin. Aber wenn man den abstrakten Kerngehalt aus dem konkreten Beispiel extrahiert, sind auch diese Strategeme ohne Weiteres verständlich. Viele Strategeme leuchten ohne chinesisches Hintergrundwissen sofort ein. Spezifisch chinesisch ist allerdings die Zusammenstellung so vieler Listtechniken in einem Buch. Etwas Vergleichbares ist meines Wissens in keiner anderen Zivilisation unternommen worden.[4]

Die Einbettung der 36 Strategeme in die chinesische Kunst der Planung »Moulüe«

Am 2. Juli 2013 erschien in der Renmin Ribao (Volkszeitung), dem Sprachrohr des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas, ein ganzseitiges Inserat über eine »Sammlung von 30 überlieferten klassischen chinesischen Werken«.[5] Sie wurde in einer limitieren Auflage von 500 Exemplaren zum Preis von 36 000 Yuan (etwa 4700 Euro) angeboten. Unter die 30 klassischen chinesischen Werke war neben den Gesprächen des Konfuzius und Lao Zis Daodejing auch das Traktat Die 36 Strategeme eingereiht. Der dem Traktat gewidmete Werbetext lautete:

»Dieses Buch verallgemeinert das Strategem[wissen] der Militärexperten der chinesischen Antike. Es ist ein berühmtes Werk der militärischen Moulüe und der Inbegriff der Militärexpertise und des Einfallsreichtums der aufeinanderfolgenden Epochen [der chinesischen Geschichte]. Nicht nur für angemessene Maßnahmen im militärischen Bereich und im politischen Kampf, sondern auch für das gesamte soziale Leben, für Wirtschaft und Diplomatie sowie für den zwischenmenschlichen Umgang ist es im höchsten Maße umsetzbar.«

Mit dem Wort »Moulüe« wird eine bestimmte Planungskunst bezeichnet, die im Westen unbekannt ist.[6] Man sollte nicht glauben, dass Chinesen unaufhörlich in den Kategorien von Strategemen denken und vorgehen. Als Quintessenz der chinesischen Listkunde sind die 36 Strategeme vielmehr einzuordnen in die chinesische Kunst der Planung »Moulüe«. Ein Charakteristikum von »Moulüe« ist die grundsätzlich simultan mögliche, bewusste Berücksichtigung konventioneller, allgemein üblicher und unkonventioneller, insbesondere listiger Problemlösungsoptionen. »Moulüe« steht also »über« – auf Lateinisch »supra« – routinegemäßen, transparenten, beispielsweise juristischen, und außerroutinemäßigen, strategemischen Problemlösungsoptionen. »Moulüe« überwölbt beides. Daher übersetze ich dieses Wort nach jahrzehntelangem Ringen um einen adäquaten deutschen Terminus mit »Supraplanung«.

Nun verhält es sich nicht so, dass listige Handhaben und unlistige Herangehensweisen im täglichen Leben von Chinesinnen und Chinesen einander die Waage halten oder listiges und unlistiges Verhalten in der chinesischen Lebenspraxis zueinander im Verhältnis »fifty-fifty« stehen. Vielmehr wird in China stets versucht, ein Problem auf transparente Art und Weise nach allgemein anerkannten Regeln zu lösen. Listiges Vorgehen sollte nur dann infrage kommen, wenn herkömmliches, routinemäßiges Vorgehen nicht zielführend ist, womit man sogleich wieder auf den Duden zurückkommt: »Schlaues Mittel, mit dessen Hilfe man etwas zu erreichen sucht, was man auf normalem Wege nicht erreichen kann.« Der »normale Weg« ist für Chinesinnen und Chinesen der Weg, der zuallererst und vordringlich ins Auge gefasst wird.

Das spezifische chinesische Weisheitsverständnis

Westliches Planungsdenken, wie es oftmals, zum Beispiel im Rahmen des Harvard-Konzepts, [7] empfohlen wird, schließt Strategeme als mögliche Handlungsoption weitgehend aus.[8] Der im Westen übliche Ausschluss beziehungsweise der in China selbstverständliche Einbezug listiger Handlungsoptionen dürfte mit den unterschiedlichen Weisheitsverständnissen in China und im Westen zusammenhängen. Roland Barthes hat unrecht, wenn er behauptet: »Was wir in Betrachtung des Orients anstreben können, ist […] keine andere Weisheit.« [9] In Wirklichkeit verfügt China über eine andere Weisheit. Die chinesische Weisheit, die nicht streng von der Klugheit abgegrenzt wird, ist umfassender als die abendländische – was im chinesischen Schriftzeichen »智« für »Weisheit« zum Ausdruck kommt. Dieses Schriftzeichen (moderne Aussprache gemäß der Pinyin-Umschrift: »zhi«) kann je nach Kontext auch »List« bedeuten:

»智 (chìh4 [10]) 1. Sagesse; intelligence; perspicacité. […] b. L’une des cinq vertus confucéennes […] 5. Stratagème, ruse, moyen habil […].« (In der deutschen Übersetzung: »1. Weisheit; Intelligenz; Scharfblick. […] b. Eine der konfuzianischen Tugenden […] 5. Strategem, List, geschicktes Mittel […].«) [11]

Wer in einer schwierigen Situation nicht bloßem Routinedenken verhaftet ist und es vermag, nicht nur in ausgefahrenen Gleisen zu denken, sondern gar fähig ist, einen ausgefallenen Weg zu ersinnen, der zum Ziele führt – der ist aus chinesischer Sicht intelligent. Daher erstaunt es nicht, dass das zentrale Schriftzeichen für die konfuzianische Kardinaltugend Weisheit beziehungsweise Klugheit zugleich auch »Strategem« bedeutet. Demgegenüber schließt das landläufige westliche Verständnis von Weisheit die Listkompetenz aus. Vereinzelt gibt es auch im christlichen Abendland Texte, in denen Weisheit und Klugheit im Sinne von Strategem-Wissen verstanden werden. Um dies aufzuzeigen, erlaube ich mir in meinen Vorträgen über Strategeme regelmäßig, das Publikum einem Test zu unterziehen, und stelle die Frage, von wem die folgende Sentenz stammt: »Seid klug wie die Schlangen und sanft wie die Tauben«?

Immer wieder liefert dieser Test das von mir schon gedachte, augenfällige Ergebnis: Von circa 200 Anwesenden meldete sich einmal nur eine Person, die wusste, dass es sich um ein Bibelzitat handelt, genauer einen Ausspruch von Jesus Christus.[12] Auch mir war der Jesus-Rat bis ins vorgerückte Alter unbekannt geblieben, obwohl ich acht Jahre lang das Gymnasium des Benediktinerklosters Einsiedeln besucht hatte. Erst Jahre nach dem Abitur fiel mir ein Buch des berühmten chinesischen Gelehrten Lin Yutang in die Hände. Folgende Stelle weckte meine Aufmerksamkeit:

»Wir lehren unsere Jugend nicht, wahre Kinder Gottes zu werden, sondern sich zu verhalten wie verständige, normale Menschengeschöpfe. Aus diesem Grunde glaube ich auch, dass die Chinesen im tiefsten Wesen humanistisch sind und dass das Christentum bei ihnen keinen Boden gewinnen kann, es sei denn, es würde zuvor bis zur Unkenntlichkeit verändert. Nur ein Stück christlicher Lehre wird das chinesische Volk gewiss gerne annehmen, nämlich Christi Aufforderung, ohne Falsch wie die Tauben und klug wie die Schlangen zu sein.« [13]

Dass Christi Aufforderung, ohne Falsch wie die Tauben und klug wie die Schlangen zu sein, seit annähernd zwei Jahrtausenden bei Europäerinnen und Europäern nicht auf die geringste Resonanz gestoßen ist, einem Chinesen aber als einzig wertvoller Gehalt der christlichen Lehre erscheint, ist offensichtlich ein Indiz für die unterschiedlichen Auffassungen von Europäern und Chinesen zu Weisheit und Klugheit.

Abendland: »So darfst du nicht vom Menschen denken!«

Die weitreichende Konsequenz daraus, wie wenig dieses spezifisch umfassend-listige Denken in uns verankert ist, lässt sich an einem Beispiel demonstrieren. 2005 veröffentlichte ein damaliger Abt eines Schweizer Benediktinerklosters folgendes Erlebnis:

»Bei einem einwöchigen Aufenthalt in Rom wollte ich ein Buch zu Ende schreiben und anschliessend zum Druck abgeben. Jede freie Minute nutzte ich dazu. So bestieg ich am Ende meines Aufenthaltes zufrieden den Zug zum Flughafen. Die grosse Reisetasche versorgte ich im Gepäckhalter, die Mappe mit dem Laptop stellte ich auf den Sitz. Die halbe Stunde Zugfahrt wollte ich nutzen, um noch am Text zu feilen. Da klopfte es ans Fenster. Ein junger Herr zeigte seine Fahrkarte und wollte mich etwas fragen. Er bat mich durch Zeichen zum Eingang des Wagens. Blitzartig kam mir der Gedanke: ›Ist das nicht ein Ablenkmanöver?‹«

Hier dachte der Abt während Sekundenbruchteilen im Sinne des chinesischen Verständnisses von Weisheit. Aber eine solche Art von Klugheit, die versucht, hinter die Kulissen zu blicken, erscheint dem Abt als mühsam. Stattdessen setzt er auf Vertrauensseligkeit und Treuherzigkeit – gewissermaßen auf ein abendländisches Weisheitsverständnis.

»Im Wagen waren nur zwei Leute, und ich wies mich innerlich zurecht: ›So darfst du nicht vom Menschen denken!‹ Und ich ging zum Eingang. Der junge Herr wollte wissen, wo man das Ticket entwerten müsse. Ich sagte ihm, dass sich der entsprechende Apparat am Anfang des Perrons befinde. Dann fragte er mich, wohin dieser Zug fahre. Weil er meine Antwort nicht verstand, musste ich sie wiederholen. Und in dem Moment merkte ich, dass es sich doch um ein Ablenkmanöver handelte. Ich ging zurück zum Platz. Es war zu spät: Die Handtasche war weg. Ein Komplize, der von der anderen Wagenseite gekommen war, hatte sie mitgenommen. Das durfte nicht wahr sein! Die Ausgabe der Benediktsregel, in die ich seit Jahren meine Notizen hineingeschrieben hatte, mein Gebetbuch und mein Flugticket waren weg. Weg war auch mein Computer mit dem fast fertigen Text für das Buch. Eine solche Erfahrung zeigt uns, wie sehr wir an Dingen und Leistungen hängen, von denen wir uns frei fühlten.« [14]

Hätte der Abt statt »So darfst du nicht vom Menschen denken« an den ihm offenbar unbekannten Rat von Jesus gedacht: »Seid klug wie die Schlangen und sanft wie die Tauben«, dann hätte er zum Beispiel den jungen Mann ins Abteil winken oder sich so an den Wagenausgang stellen können, dass er sein Abteil nicht aus dem Auge verloren hätte. Gegebenenfalls hätte er mit seinem Gepäck zum Wagenausgang gehen können. Wie schade, dass der Abt im entscheidenden Augenblick nicht an den ausgezeichneten Rat Jesu gedacht hat.

China: »So darfst du vom Menschen denken!«

Der in der Volksrepublik China berühmte Schriftsteller Mao Dun beschreibt in einem seiner Romane folgende Szene, von der man durchaus annehmen kann, dass sie aus dem Leben gegriffen ist.

Zhao Botao, der Gegenspieler des Unternehmers Wu Sunfu, hat dem Bankier Du Zhuzhai soeben die Gründung eines Konsortiums für den Handel mit höchst unsicheren Staatsanleihen vorgeschlagen. Dafür benötigt er innerhalb von zwei Tagen vier Millionen Dollar in bar. Im Text des Romans heißt es nun:

»Zhuzhai dachte angestrengt nach. Er kannte diesen Zhao als weitschauenden Rechner und Strategen […]. Aber er kannte ihn auch als Mann des Bluffs. Als er jetzt die Augen wieder aufschlug und Zhaos stechenden unergründlichen Blick auf sich geheftet sah, da schoss ihm ein Gedanke durch die Ganglien seines Hirns: Der Kerl hat Angst, ganz schäbige Angst! Er weiß, dass er sich mit seiner Haussespekulation verrechnet hat, und nun zittert er vor dem nahe drohenden Börsenabrechnungstermin […]. Und das ganze hochtrabende Projekt dieses angeblichen Haussekonsortiums ist am Ende nichts weiter als das Strategem ›Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle‹, also weiter nichts als ein Mittel, um sich seiner augenblicklichen Finanznöte zu entledigen.« [15]

Seine Wachsamkeit veranlasste den Bankier, innezuhalten und nicht sofort auf den Wunsch von Zhao Botao einzugehen. Längere Abklärungen ergaben schließlich, dass Zhao Botaos Vorschlag kein Bluff war. Die Strategem-Vermutung erwies sich also letztlich als unbegründet. Dennoch: In China sagt man sich, dass man lieber in zehn Fällen eine alles verkomplizierende, wenn auch in neun Fällen unbegründete strategemische Mutmaßung anstellt, um dank der zehnten und diesmal begründeten, also zutreffenden strategemischen Analyse nicht über den Tisch gezogen zu werden.

Eigentlich ganz im Sinne der von Jesu empfohlenen Schlangenklugheit werden in vielen chinesischen Büchern die 36 Strategeme in einen Zusammenhang mit Weisheit und Klugheit gestellt. So erschien das Buch Geschichten über die 36 Strategeme [16] in der Reihe Der kluge Chinese [17]. Ein anderes Buch trägt den Titel Die Weisheit der 36 Strategeme. Klassische Weisheit, jahrtausendelang überliefert [18]. Eine Werbezeile auf dem Deckel des Buchs Die 36 Strategeme für die Frau [19] lautet:

»Die Lektüre der 36 Strategeme für die Frau kann Sie in die Lage versetzen, sowohl schön als auch weise zu sein.«

Strategeme im chinesischen Alltag vor und nach dem Eintritt Chinas in das Zeitalter der Digitalisierung

Nun fiel der Bericht über das Image der Strategeme in China sehr positiv aus. Aber in den 1990er-Jahren zeitigte die durch eine Vielzahl von Veröffentlichungen geförderte Verbreitung dieses Wissens um die 36 Strategeme in China auch negative Folgen.

Besonders mit Blick auf die Wirtschaft wurden zahlreiche Strategem-Bücher publiziert. Sie entsprangen der chinesischen Neigung, den »Marktplatz« mit einem »Schlachtfeld« zu vergleichen (»shangchang ru zhanchang« bedeutet »der Marktplatz ist wie ein Schlachtfeld«), was allerdings auf Kritik stieß, wie etwa aus einem Kommentar deutlich wird, der im Mai 1997 in der Volkszeitung veröffentlicht wurde:

»Jeder Vergleich hat seine Haken. Das will nicht gleich besagen, er sei falsch, aber man darf ihn doch auch auf keinen Fall überstrapazieren […]. So darf man beim Konkurrenzkampf zwischen Unternehmen das Gegenüber nicht als einen Feind betrachten, dem man auf Biegen und Brechen alle möglichen Fallen stellt und dem man ohne jedes Bedenken Schaden zufügt. Denn in diesem Bereich herrscht Wettbewerb und nicht Krieg […]. Sowohl beim wirtschaftlichen Wettbewerb als auch beim echten Krieg geht es um Sieg und Niederlage. Doch der Wesensunterschied beruht darin, dass im Wirtschaftskampf zwar Rivalität, aber nicht wie im Krieg Feindschaft besteht. Zahlreiche von der Kriegstheorie vermittelte Einsichten können in der wirtschaftlichen Auseinandersetzung sinngemäß benutzt werden. So wird beim unternehmerischen Wettbewerb wie übrigens auch im sportlichen Wettstreit Wert auf Strategie und Taktik gelegt. Grundsätze der Kriegsführung wie ›Die Fülle meiden, die Leere angreifen‹ [vgl. Strategem Nr. 2] und ›Krieg ist ohne Beständigkeit‹ bedeuten, auf das Unternehmertum übertragen, dass man dort, wo die Konkurrenz schwach ist, seine Stärken entfalten und Schwachstellen ausmerzen und dass man sich den Veränderungen des Marktes ständig anpassen sollte. Aber Strategeme wie ›Mit dem Messer eines anderen töten‹ [Strategem Nr. 3], ›Aus einem Nichts etwas erzeugen‹ [Strategem Nr. 7], ›Das Strategem der schönen Frau‹ [Strategem Nr. 31] und ›Das Agentenstrategem‹ [Strategem Nr. 33] darf man im wirtschaftlichen Wettbewerb gegenüber seinen Standesgenossen auf keinen Fall anwenden. Mithilfe von Strategemen wie ›Den Kaiser täuschen und das Meer überqueren‹ [Strategem Nr. 1] und ›Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle‹ [Strategem Nr. 21] betreiben heutzutage einige Gesetzesbrecher Schmuggel großen Stils, umgehen ihre Steuerpflichten und produzieren oder vertreiben gefälschte oder minderwertige Produkte. Das sind unerträgliche Vorgehensweisen, die denn auch staatlicherseits unnachsichtig bekämpft werden. Wie heißt es doch im Volksmund: ›Pflicht geht über Profit‹ und: ›Mag auch das Geschäft misslingen, wenn nur Pflicht und Menschenliebe obenauf schwingen.‹ Berufsethik ist gefragt, nicht menschenschädigendes Verhalten […]!« [20]

Es dauerte nicht lange, bis auch chinesische Konsumentinnen und Konsumenten Opfer dieser unheilvoll angewandten Strategeme wurden. Die Weisheit im spezifisch chinesischen Verständnis wurde allzu oft für krumme Touren, ja kriminelle Machenschaften eingesetzt. Alle möglichen Waren wurden gefälscht oder gepantscht, manchmal, etwa bei Alkohol, mit tödlichen Folgen. »Jia« und »mao«, beides Wörter für »gefälscht«, tauchten immer häufiger in der chinesischen Presse auf, ebenso der Ausdruck »dajia«, der »Fälschungsbekämpfung« bedeutet. In das revidierte chinesische Strafgesetzbuch wurde eigens ein Abschnitt über das Verbrechen der Herstellung und des Verkaufs gefälschter oder schlechter Waren aufgenommen.[21] »Allenthalben vernimmt man von betrügerischen Handlungen«, klagte der Kommentator Li Jingyang in der Volkszeitung im Mai 1998:

»Der gute Mensch kann gar nicht umhin, sich vorzusehen. Zu beklagen ist die Tatsache, dass so das Leben äußerst anstrengend, ja furchterregend wird. Es sieht fast danach aus, als ob man sich nur noch bei sich zu Hause sicher fühlen könne, wogegen man, kaum ist man durch die Haustüre hinausgegangen und in das große Umfeld der Gesellschaft gelangt, mit größter Vorsicht seines Weges gehen und sich vor Fallstricken und Wasserwirbeln aller Art in Acht nehmen muss. Auch ein anständiger Kaufmann hat kein erfreuliches Leben mehr. Ständig muss er mit Verdächtigungen seitens der Kunden rechnen. Ganz normales Verhalten ganz normaler Menschen wird bereits misstrauisch hinterfragt. Das führt so weit, dass Leute mit den besten Absichten aus Angst vor Missverständnissen in der Öffentlichkeit nicht vorzutreten wagen, sondern sich in ein Schneckenhaus zurückziehen. So dunkel dräuen die Wolken des Argwohns über unserer Gesellschaft!« [22]

Ein Artikel in der Arbeiterzeitung, dem Organ des Allchinesischen Gewerkschaftsbundes, forderte: »Die ›Verschlagenheit‹ zum Verschwinden bringen.« [23] Wie drastisch die Maßnahmen zur Verhütung von Verschlagenheit bald den Alltag durchzogen, versetzte dann auch Li Jingyang auf der Feuilleton-Seite der Volkszeitung 1998 in Erstaunen:

»Als ich einmal auswärts essen ging, wurde ich Zeuge eines merkwürdigen Vorfalls. Ein anderer Gast bestellte einen zu einem ganz bestimmten Preis feilgebotenen lebendigen Fisch zum Mahle. Der Kellner entnahm den Fisch dem Wassertrog und zeigte ihn dem Gast. Dieser ersuchte nun den Kellner, den Fisch auf den Boden zu werfen. Der Kellner tat, was von ihm verlangt worden war. Er warf den Fisch auf den Fußboden des Lokals. Danach hob er ihn auf und verschwand mit ihm in der Küche. Wie ich vernahm, gibt es Gaststätten, in denen man dem Kunden zwar einen lebendigen Fisch zeigt, um ihn dann aber in der Küche wieder ins Wasser zu werfen und weiter am Leben zu erhalten. Anstelle des gezeigten wird ein anderer, bereits toter, also nicht frischer, Fisch für den Gast zubereitet und ihm vorgesetzt. Im Hinblick auf derlei Machenschaften war die Bitte des Gastes, den Fisch auf den Boden zu werfen, die entsprechende Gegenmaßnahme. Ist der Fisch erst einmal auf den Boden geworfen und dadurch in einen halb toten Zustand versetzt worden, dann bleibt nichts mehr anderes übrig, als ihn unverzüglich dem Kochtopf zu überantworten. ›Die Balken stehlen und gegen morsche Stützen austauschen ist dann gar nicht mehr möglich‹ […]. Ich weiß nicht, ob sich die Vorgehensweise des Gastes bereits allgemein eingebürgert hat, aber vermutlich handelt es sich dabei nicht um eine einmalige aus dem Augenblick heraus geborene Improvisation.« [24]

Trotz aller negativen Erfahrungen herrscht in China seit jeher die Überzeugung vom wertneutralen, rein instrumentalen Charakter der Strategeme vor:

»Strategeme sind bloße Werkzeuge. Bei Werkzeugen wird nicht zwischen ›moralisch guten‹ und ›moralisch schlechten‹, sondern einzig und allein zwischen ›brauchbaren‹ und ›unbrauchbaren‹ unterschieden. Mit den Strategemen verhält es sich wie mit einem Küchenmesser, mit dem man Gemüse zurechtschneidet. Wir beurteilen das Messer einzig unter dem Gesichtspunkt, ob es scharf geschliffen und daher gut zu gebrauchen sei. Niemand wird sagen, es sei ein moralisch gutes Messer, wenn man es zum Gemüseschneiden braucht, aber ein moralisch böses Messer, wenn man damit eine Untat begeht.« [25]

Nicht das Strategem als solches, sondern das konkrete Ziel, dem es dient, unterliegt der moralischen Wertung. In den 1990er-Jahren musste man sich angesichts der zunehmenden listigen Bosheit in der chinesischen Gesellschaft damit begnügen, die Menschenliebe zu propagieren und vor einer von dieser losgelösten Strategem-Anwendung zu warnen.[26] Strategeme sollten also nicht zu rein selbstischen Zwecken ohne Rücksicht auf moralische Schranken eingesetzt werden – ganz im Sinne der Überlegungen Liu Xiangs, der in seinem Werk Shuo Yuan, auf Deutsch Park der Ermahnungen, lange vor dem Entstehen der Buchsammlung der 36 Strategeme erinnert:

»Unter den Strategemen gibt es lautere und unlautere. Die Strategeme des Edlen sind lauter, die Strategeme des kleinen Mannes sind unlauter. Die Strategeme des Lauteren streben nach dem Allgemeinwohl. Wenn sich der Lautere für das Volk mit ganzem Herzen einsetzt, dann ist das ehrlich gemeint. Die Strategeme des Unlauteren entspringen seiner Selbstsucht und seinem Gewinnstreben. Wenn er etwas für das Volk tut, so ist das bloßer Trug.« [27]

Inzwischen ist China in das Zeitalter der Digitalisierung eingetreten. Bei der Bekämpfung destruktiver Strategeme hat das Land nun die Möglichkeit, technologisch neuartige Mittel einzusetzen. In einer Mitteilung, den »Abriss eines Plans zum Aufbau eines Sozialkreditsystems (2014–2020)« betreffend, werden dieselben Missstände beklagt, die aus den 1990er-Jahren bekannt sind, und es wird kritisiert, dass die Folgen, die jemand zu tragen habe, der sein Wort breche, gering seien. Eine soziale Atmosphäre, die dadurch gekennzeichnet sei, dass Versprechen eingehalten werden und man ehrlich und vertrauenswürdig sei, habe sich noch nicht herausgebildet. Kommerzieller Betrug, Herstellung und Verkauf von Fälschungen, Steuerhinterziehungen, Steuerflucht, Steuerbetrug, Fake News, akademisches Fehlverhalten und dergleichen seien trotz wiederholter Verbote an der Tagesordnung. Dementsprechend bestehe ein Hauptziel des Aufbaus eines Sozialkreditsystems darin, bis 2020 weitgehend ein die gesamte Gesellschaft überwölbendes System der Bonitätseinstufung zu errichten, das auf der Grundlage einer allgemein zugänglichen Nutzung von Bonitätsinformationen basiert, und damit sicherzustellen, dass die Mechanismen zur Förderung von Vertrauenswürdigkeit und zur Sanktionierung von Verstößen gegen die Vertrauenswürdigkeit ihre volle Funktion entfalten. So sollen der Grad der Zufriedenheit mit dem Geschehen auf dem Markt und in der Gesellschaft erheblich zunehmen und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Ordnung sich beträchtlich zum Besseren wenden.[28] Dass das im Aufbau befindliche Sozialkreditsystem derartige, weit gespannte, Erwartungen wirklich werde erfüllen können, bezweifeln jedoch zahlreiche chinesische Juristen, von denen ich einige selbst befragt habe. Wie das Sozialkreditsystems in Teilen allerdings bereits jetzt in den chinesischen Alltag eingreift, soll an einem Beispiel illustriert werden: In den 1990er-Jahren konnten Schulden auf normalem, juristischem Weg sehr oft nicht eingetrieben werden. Daher entstand das Buch Tao Zhai Sanshiliu Ji, auf Deutsch Schuldeneintreibung gestützt auf die 36 Strategeme, erschienen in Zhongguo Zheng-Fa Daxue Chubanshe (Verlag der Chinesischen Universität für Politik und Recht).[29] Darin wurde aufgezeigt, wie man mithilfe von Strategemen an sein Geld kommen konnte. Heutzutage werden dagegen Schulden auf die Digitalisierung gestützt eingetrieben. Säumige Schuldner, die angesichts einer rechtskräftig anerkannten Schuld das Strategem Nr. 36 »Weglaufen ist das Beste« anwenden, in dem weiten Land verschwinden und sich so der Verantwortung zu entziehen suchen, werden mit vollem Namen und ihrer Personalnummer und den Details ihrer Schuld im Internet veröffentlicht und dadurch von verschiedenen Konsummöglichkeiten abgeschnitten.[30] Dieses Vorgehen, ganz im Sinne von Strategem Nr. 22 »Die Türe schließen und den Dieb fangen«, zielt darauf ab, die säumigen Schuldner in eine derartige Klemme zu versetzen, dass sie gar nicht anders können, als ihr Versteck zu verlassen und die Schuld zu begleichen. Wie mir ein chinesischer Jurist unlängst sagte, habe sich die Schuldeneintreibung dank dieser digitalen Methode erheblich verbessert.

Schlusswort

In den nachgerade zahllosen Büchern über die 36 Strategeme, die in der Volksrepublik China seit den 1990er-Jahren erschienen sind, werden allein konstruktive Strategem-Anwendungen empfohlen. Strategeme sollten auf legale und moralisch unanfechtbare Weise eingesetzt werden. Vor destruktiven Strategem-Anwendungen wird gewarnt. Ein Anliegen der Strategem-Bücher ist es, den Leserinnen und Lesern beizubringen, destruktive Strategem-Anwendungen rechtzeitig zu durchschauen und überlegt damit umzugehen. Dieses Anliegen kommt in einer so gut wie allen Chinesinnen und Chinesen bekannten altüberlieferten Sentenz zum Ausdruck: »Hai ren zhi xin bu ke you, fang ren zhi xin bu ke wu«, was so viel bedeutet wie: »Ein die Menschen schädigendes Herz darf man nicht haben. Aber ein sich vor den Menschen in Acht nehmendes Herz ist unverzichtbar.« Im chinesischen Alltag dürfte diese defensive Anwendung des Strategem-Wissens im Vordergrund stehen. Im digitalen Zeitalter soll aber destruktiven Strategem-Anwendungen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Alltag nicht mehr nur mithilfe von menschlicher strategemischer Weisheit, sondern vermehrt gestützt auf maschinelle künstliche Intelligenz der Garaus gemacht werden.[31] Wohin dieser Weg des gesellschaftlichen Zusammenlebens in China führt, bleibt abzuwarten.

 

Harro von Senger, geb. 1944, ist Professor emeritus an der Universität Freiburg im Breisgau und Experte für chinesisches Recht des Schweizerischen Instituts für Rechtsvergleichung in Lausanne. Er ist Autor zahlreicher Bücher und brachte mit seinem Werk das Wissen um die 36 Strategeme in den Westen.

Der Text erschien in Kursbuch 199 »Unglaubliche Intelligenzen«. Dieses und weitere Kursbücher finden Sie in unserem Webshop.

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Anmerkungen

[1]             Carl von Clausewitz: Vom Kriege. Bonn 1951, S. 169: »Die Taktik [ist] die Lehre vom Gebrauch der Streitkräfte im Gefecht, die Strategie die Lehre vom Gebrauch der Gefechte zum Zweck des Krieges.«

[2]            Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, Band 6: Sp–Z. Mannheim/Wien/Zürich 1981, S. 2517.

[3]             Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim/Wien/Zürich 1983, S. 791.

[4]             Harro von Senger (Hg.): Die List. 5. Aufl., Frankfurt am Main 2017.

[5]             »Zhongguo Jingdian Chuanshi Zangshu 30 Bu« (Sammlung von 30 überlieferten klassischen chinesischen Werken), in: Renmin Ribao vom 02.07.2013, S. 12.

[6]             Die – abgesehen von einer unter meiner Betreuung verfassten Doktorarbeit – beiden einzigen westlichen Bücher über »Moulüe« habe ich veröffentlicht. Vgl. zur Doktorarbeit: Christopher Detweiler: An Introduction to the Modern Chinese Science of Military Supraplanning. Freiburger Doktorarbeit 2009. Volltext im PDF-Format online abrufbar unter https://freidok.uni-freiburg.de/data/7726 [zuletzt aufgerufen am 21.07.2019]. Darüber hinaus: Harro von Senger: Moulüe. Unerkannte Denkdimensionen aus dem Reich der Mitte. 2. Aufl., München 2018. Vom Moulüe-Ansatz aus übersetzte und kommentierte ich Meister Suns Kriegskanon. Stuttgart 2011.

[7]             Roger Fisher, Wlliam Ury, Bruce M. Patton: Getting to Yes. Negotiating Agreement Without Giving in. Boston 1981.

[8]             Siehe hierzu in der von mir betreuten Doktorarbeit von Florian W. Mehring: Die Hohe Schule der Kriegskunst bei Geschäftsverhandlungen. Kommentierte Übersetzung eines an Chinesen gerichteten Ratgebers des Verhandlungsforschers Liu Birong. Hamburg 2017, S. 311 ff.: »Vergleich der Hohen Schule der Kriegskunst bei Geschäftsverhandlungen mit dem Harvard-Konzept.«

[9]             Roland Barthes: L’empire des signes. Genf 1970, S. 10.

[10]           Die 4 bedeutet, dass das Schriftzeichen im sogenannten »vierten Ton« im Mandarin auszusprechen ist.

[11]           Dictionnaire Ricci de caractères chinois. Paris 1999, S. 259 f.

[12]           Neue Jerusalemer Bibel. Einheitsübersetzung. Freiburg 2007, Mt. 10, 16. Zuweilen auch als »arglos« wie die Tauben übersetzt.

[13]           Lin Yutang: Mein Land und mein Volk. Berlin 1936, S. 82.

[14]           Abt M. W.: »Ab(t)artiges: Ablenkmanöver«, in: Kloster Einsiedeln. Zeitschrift der Benediktinergemeinschaft Einsiedeln 4 (2005), S. 9.

[15]           Mao Dun: Ziye (Mitternacht), Renmin Wenxue Chubanshe. Beijing 1978, S. 50. Mao Tun [Mao Dun]: Midnight, Übersetzungsentwurf [draft translation] von Hsu Meng-hsiung, überarbeitet [polished] von A. C. Barnes. Beijing, 2. Aufl. 1979, S. 42. Mao Dun: Schanghai im Zwielicht. Nachwort von Wolfgang Kubin. Frankfurt am Main 1983, S. 47. Siehe auch Harro von Senger: »Strategem Nr. 21. Die Zikade entschlüpft ihrer goldglänzenden Hülle«, in: ders.: 36 Strategeme. Lebens- und Überlebenslisten aus drei Jahrtausenden, Band 1 und 2 in einem Band. Frankfurt am Main 2011, Band 2, S. 205.

[16]           Shi Wenhua: Sanshiliu Ji Gushi (Geschichten über die 36 Strategeme). Hongkong 1998.

[17]           Xin Ya Wenhua Shiye Youxian Gongsi: Congming de Zhongguoren (Der kluge Chinese). Hongkong 1998. Es handelt sich hier um die Buchreihe, in der das in Anmerkung 16 erwähnte Buch erschienen ist.

[18]           Yu Rubo: Sanshiliu Ji de Zhihui – Jingdian Zhihui Qiangu Liuchuan (Die Weisheit der 36 Strategeme. Klassische Weisheit, jahrtausendelang überliefert). Taibei 2006.

[19]           Miaoyan Nana: Nüren Sanshiliu Ji (Die 36 Strategeme für die Frau). Taibei 2008. Der Werbetext lautet in der chinesischen Umschrift: »Kan nüren sanshiliu ji, jiu neng rang ni chengwei jianju meimao yu zhihui.«

[20]           Zhu Tao: »Der ›Wettbewerb‹ ist dem ›Krieg‹ vorzuziehen«, in: Renmin Ribao vom 13.05.1997, S. 12.

[21]           Siehe dazu Art. 140–150. Das revidierte Strafgesetzbuch ist seit 01.10.1997 in Kraft.

[22]           Li Jingyang: »Gefühle im Anschluss auf ›einen [auf den Fußboden] geworfenen Fisch‹«, in: Renmin Ribao vom 26.05.1998, S. 12.

[23]           Liu Zhangxi: »›Die Verschlagenheit‹ zum Verschwinden bringen«, in: Gongren Ribao (Arbeiterzeitung) vom 22.04.1998, S. 6.

[24]           Li Jingyang, a. a. O. Natürlich bezieht sich der Reporter hier auf Strategem Nr. 25.

[25]           Yu Xuebin: Sanshiliu Ji Xin Jie Xiang Xi (Die 36 Strategeme, neu erklärt und eingehend analysiert). Beijing 1993, S. 4.

[26]           Was denn auch in der Volkszeitung häufig getan wurde, vgl. etwa Wang Yan: »Wachsamkeit ist gegenüber ›Wissen ohne Menschenliebe‹ geboten«, in: Renmin Ribao vom 03.04.1995, S. 11.

[27]           Lu Yuanjun (Kommentare und Übersetzung): Shuo Yuan Jin Zhu Jin Yi (Der »Park der Ermahnungen« mit modernen Anmerkungen und moderner Übersetzung). Taibei 1985, S. 418.

[28]           »Zhonghua Renmin Gongheguo Zhongyang Renmin Zhengfu: Guowuyuan guanyu yinfa shehui xinyong tixi jianshe guihua gangyao (2014-2020) de tongzhi« (Zentrale Regierung der Volksrepublik China: Mitteilung des Staatsrates betreffend den Druck und die Verbreitung des Abrisses eines Plans zum Aufbau eines Sozialkreditsystems (2014–2020)), 14.06.2014. Online abrufbar unter http://www.gov.cn/zhengce/content/2014-06/27/content_8913.htm [zuletzt abgerufen am 15.07.2019].

[29]           Guo Jiyuan (Hg.): Tao Zhai Sanshiliu Ji (Schuldeneintreibung gestützt auf die 36 Strategeme). Beijing 1993.

[30]           »Zuigao Renmin Fayuan guanyu gongbu shixin bei zhixingren mingdan xinxi ruogan guiding« (Bestimmungen des Obersten Volksgerichts über die Veröffentlichung von Namenslisten und Informationen über Personen, die beim Vollzug eines Gerichtsurteils ihrer Glaubwürdigkeit verlustig gegangen sind), vom 01.07.2013, revidiert am 16.01.2017. Online abrufbar unter http://www.mdxfy.gov.cn/sfgk/zxxxgk/2018-10-17/1663.html [zuletzt abgerufen am 01.07.2019].

[31]           Mehr Hinweise online abrufbar unter www.36strategeme.ch und www.supraplanung.eu [beides zuletzt abgerufen am 21.07.2019].